Menschen mit Demenz in der Arztpraxis

Wie jeder andere müssen auch Menschen mit Demenz unabhängig von ihrer Demenzerkrankung gelegentlich oder regelmäßig zum Arzt – etwa um Blutdruck, Cholesterin oder Blutzucker zu überprüfen, um nur einige alterstypische Behandlungsfelder zu benennen. Aber auch akute Beschwerden wie Zahn- oder Rückenschmerzen dürfen natürlich nicht ignoriert werden (Informationen zur Schmerzerkennung bei Menschen mit Demenz finden Sie unten auf dieser Seite).    

Doch häufig ist so ein Arztbesuch mit viel Stress für alle Beteiligten verbunden.

  • Der an Demenz Erkrankte versteht den Grund und Sinn des Arztbesuches nicht und/oder erinnert sich nicht mehr an den letzten Termin und das damals Besprochene.
  • Die Praxis als fremde Umgebung und unbekannte Menschen im Wartezimmer und beim Praxispersonal machen möglicherweise Angst.
  • Manche Eindrücke in der Praxis können schlechte Gefühle oder Erinnerungen wachrufen (z.B. beim Zahnarzt).
  • Anweisungen durch das Praxispersonal werden nicht verstanden, die Behandlung verursacht unter Umständen weitere Schmerzen (Blutabnahme, Zahnbehandlung) und wird deshalb womöglich abgewehrt.
  • Dem begleitenden Angehörigen ist es unangenehm/peinlich, wenn sich der an Demenz Erkrankte etwa im Wartezimmer "komisch" verhält oder die Behandlung verweigert. 
  • Das Praxispersonal steht oft unter einem hohen zeitlichen Druck. Menschen, die dann den Ablauf "stören", stoßen unter Umständen auf wenig Verständnis.
  • Ärzte und PraxismitarbeiterInnen haben wenig Wissen und Erfahrung im Umgang mit Menschen mit Demenz
  • Angehörige suchen schon im Vorfeld des Termins das Gespräch mit dem Arzt, um auf die besondere Situation und aktuelle gesundheitliche Auffälligkeiten hinzuweisen und so die Behandlungsdauer kurz zu halten. Evtl. kann sich so die Praxis auch gesondert auf den Termin vorbereiten.
  • Alle Mitarbeiter in der Praxis verfügen über ein Basiswissen zur Demenz.
  • Umgangsregeln mit demenzkranken Patienten sind allen geläufig (Geduld, Freundlichkeit, Einfühlungsvermögen, "leichte Sprache" etc.).
  • Für die Wartezeit sollte, wenn möglich, ein reizarmer Raum mit wenig anderen wartenden Patienten zur Verfügung stehen.
  • Warte- und Behandlungszeiten werden so kurz wie möglich gehalten.
  • Es werden nur notwendige Behandlungen durchgeführt, etwa zur Beseitigung von Schmerzen.
  • Kleine Untersuchungen, Routine-Checks (Blutdruck und Blutzucker messen),  evtl. auch eine zahnärztliche Kontrolle, können gut auch beim demenziell erkrankten Patienten zu Hause durchgeführt werden.

Informationen, Tipps und Links

Menschen mit Demenz in der Arztpraxis
Eine Arbeitshilfe des Demenz-Servicezentrums NRW für den Umgang im Praxisalltag

Menschen mit Demenz in der Arztpraxis begleiten
Selbsthilfe. Teilhabe. Mitbestimmung

"Beipackzettel" Demenzdiagnose: Eine Handreichung für Haus- und Fachärzte
Eine Broschüre der Alzheimer Gesellschaft Baden-Württemberg mit Tipps, wie eine Demenzdiagnose gut vermittelt und wie mit Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen effektiv kommuniziert werden kann.

Demenz: Diagnose, Kommunikation, Therapie, Pflege
Ein Ratgeber der Kassenärztlichen Vereinigung

Informationen, Tipps und Links

Mundhygiene bei Menschen mit Demenz – wie kann das gelingen?
Nachlese zu einem Vortrag aus unserer Reihe Mit Demenz leben am 22.03.2023

Z wie Zahnpflege und Zahnarztbesuch mit Menschen mit Demenz
Ein Artikel aus alzheimeraktuell

Schwierige Behandlung: Menschen mit Demenz beim Zahnarzt
Erkenntnisse aus der Praxis: Zahnbehandlung bei Menschen mit Demenz 
Zwei Erfahrungsberichte aus der Schweiz

Senioren- und Behindertenbeauftragte der Bezirkszahnärztekammern
Anlaufstelle für ZahnärztInnen, die sich gerne in einer Pflegeeinrichtung engagieren möchten oder bereits engagieren und Ansprechpartner für Pflegeeinrichtungen, mobile Pflegedienste sowie pflegende Angehörige

Nicht demenzspezifisch, aber hilfreich für den Pflegealltag:

Mundpflege: Praxistipps für den Pflegealltag
Ein Ratgeber des Zentrums für Qualität in der Pflege

mund-pflege.net
Website für Pflegekräfte rund um das Thema Mundgesundheit, die den Expertenstandard des Deutschen Netzwerks für Qualitätsentwicklung in der Pflege gut verständlich veranschaulicht.

Etwa die Hälfte der älteren Menschen leidet anhaltend Schmerzen. Bei von Demenz Betroffenen gibt es nicht weniger Schmerzursachen als bei den anderen und das Schmerzempfinden wird nicht geringer, doch sie bekommen weit weniger Schmerzmittel. Ein Grund hierfür ist, dass Menschen mit Demenz sich weniger artikulieren können. Es kommt deshalb darauf an, dass Angehörige und professionell Pflegende deren Schmerz erkennen, wobei es in späteren Stadien der Demenz immer wichtiger wird, die nonverbalen Signale wahrzunehmen und richtig zu deuten, um dann gezielt zu handeln.

Folgende Informationen können für die Schmerzerkennung sensibilisieren:

Schmerz erkennen und behandeln | Ein Infoblatt der Deutschen Alzheimer Gesellschaft

BESD-Skala | Beurteilung von Schmerzen bei Menschen mit Demenz