Veranstaltungsbericht Nach der Diagnose

Kooperationsprojekt "Nach der Diagnose"

Veranstaltung Diagnose Demenz. Was hilft Betroffenen?

Ein Bericht von der Bilanz- und Impulswerkstatt, Gewerkschaftshaus Stuttgart am 21. Juni 2012

Was tun, wenn es heißt: "Bei Ihnen liegt eine Demenz vor" oder "Sie haben Alzheimer"? Was brauchen Betroffene in einer solchen Situation, mit der heute und künftig zunehmend mehr Menschen im fortgeschrittenen Alter rechnen müssen? Was hilft in einer solchen Situation? Vierzig Interessierte, mehrheitlich mit Fachhintergrund, fanden sich am 21. Juni aus ganz Baden-Württemberg und angrenzenden Bundesländern im Gewerkschaftshaus Stuttgart zu einer Veranstaltung mit Werkstattcharakter ein. Ihnen stellten die Projektpartner Demenz Support Stuttgart und Alzheimer Gesellschaft Baden Württemberg das Projekt "Nach der Diagnose" vor. In einem ersten Teil wurde über eine qualitative Studie berichtet, die dabei helfen soll, Antworten auf die Frage nach den Unterstützungs- und Hilfebedarfen der Betroffenen zu geben. In einem zweiten Schritt wird es in dem Projekt nun darum gehen, von den Erkenntnissen der Studie ausgehend erste Verbesserungsschritte beispielhaft zu erproben und deren Erfolgschancen abzuschätzen. Ermöglicht wurde das Kooperationsprojekt durch Förderung des Sozialministeriums in Baden-Württemberg, das mit diesem Schritt auch ein Hoffnung gebendes Signal hin zu einer Verbesserung der Situation dieser speziellen Gruppe Betroffener gesetzt hat.

Im Rahmen des Workshops stellten Falko Piest und Dieter Haag von Demenz Support Stuttgart die Studie "Nach der Diagnose - Unterstützung für Menschen mit Demenz" vor (www.demenz-support.de/publikationen/dessatwork). Ute Hauser von der Alzheimer Gesellschaft Baden-Württemberg berichtete über die Aktivitäten ihrer Organisation für (früh) Betroffene und das Vorhaben, zusammen mit dem Landkreis Ludwigsburg die Umsetzung der Studienergebnisse anzugehen. Peter Wißmann (Demenz Support Stuttgart) und Sylvia Kern (Alzheimer Gesellschaft Baden-Württemberg) gaben Einblicke in von den beiden Organisationen bereits in Angriff genommene Aktivitäten, die zu einer Verbesserung der Situation von Menschen mit einer beginnenden Demenz beitragen können. Zur Verbreitung dieser Ansätze und Ideen wurde eine Broschüre erarbeitet, die für entsprechendes Engagement vor Ort werben soll.

Im zweiten, dem Austausch und der Diskussion gewidmeten Teil wurden vier zentrale Interessenbereiche identifiziert. Unter dem Stichpunkt Beratung konnte man sich rasch auf eine breite, klientenzentrierte Auffassung des Konzepts verständigen. Besonders positiv aufgenommen wurde die Argumentation der Studie, dass Beratung auf die beim Klienten und seinem Umfeld vorhandenen Ressourcen setzen und im Sinne einer offen gehaltenen Lebensberatung angelegt sein sollte. Austauschbedarf wurde insbesondere zu den Themen Vernetzung, Erreichbarkeit der Betroffenen, Zielrichtung Lebensberatung, das Erfordernis einer aufsuchenden Beratung und die Rolle der Angehörigen angemeldet.

Hieraus ergab sich der Schritt zum Thema Selbsthilfe bei (beginnender) Demenz fast von selbst: Was muss, was kann getan werden, um vor Ort Selbsthilfegruppen zu initiieren und potenzielle Teilnehmerinnen und Teilnehmer anzusprechen und auch zu erreichen? Zu dem in der Studie aufgegriffenen Thema Mobilität wurden vor allem zwei Aspekte in die Diskussion eingebracht: erstens der Anspruch bzw. die Notwendigkeit, unter der Leitvorstellung "Recht auf soziale Teilhabe" Barrierefreiheit auch für kognitive Beeinträchtigungen zu denken und bestehende Hindernisse in der Intrastruktur vor Ort abzubauen. Zweitens muss es darum gehen, ein bürgerschaftlich motiviertes Denken zu fördern, das zu einem Handeln im Sinne "beiläufiger Hilfeleistungen" anregen und mehr selbstverständliche Hilfe von Bürger zu Bürger anregt und umsetzt. Mit Blick auf die sich auf Profi-Ebene stellenden Aufgaben ging es dann u.a. um das Erfordernis einer kritischen Reflexion des eigenen, professionellen Tuns: Grundlage muss dabei stets die Lebenswelt der Betroffenen, müssen deren Erfahrungen, Sichtweisen und Handlungsmöglichkeiten sein. In diesem Zusammenhang wurde auch Bedarf nach Vernetzung formuliert und das Erfordernis einer Begleitung der Profis (etwa in Form von Supervision) unterstrichen.

Zur gemeinsamen Bearbeitung des in der Diskussion zusammengetragenen Klärungs- und Austauschbedarfs wollen Demenz Support Stuttgart und Alzheimer Gesellschaft Baden-Württemberg einen konkreten Arbeitszusammenhang anbieten. Als erster Schritt wurde ein landesweites jährliches Treffen vereinbart, das im Rahmen des DemenzDialogs der Alzheimer Gesellschaft Baden-Württemberg in Kooperation mit Demenz Support Stuttgart stattfinden und dem informellen Austausch von Aktivitäten und Erfahrungen dienen soll.

(Text und Fotos: Demenz Support Stuttgart)

Interessenten sind herzlich eingeladen, sich ab sofort formlos unter infoalzheimer-bwde vormerken zu lassen.

Kontakt: infodemenz-supportde, Tel.: 0711 / 99 787 10
Kontakt: infoalzheimer-bwde, Tel.: 0711 / 24 84 96 60